„Wir hatten mit maximal 30 bis 40 Teilnehmer pro Führung gerechnet“, gesteht der Vorstand der Ettenheimer Bürgerenergie Jörg Bold. Am Ende waren es fast doppelt so viele, die sich am vergangenen Samstag einen eigenen Eindruck von den neu entstehenden Windenergieanlagen machen wollten und auf der Baustelle des Bürgerwindparks umsahen. Und es hätten noch weitaus mehr sein können: „Nach Ankündigung der Baustellenbesichtigung stand das Telefon nicht mehr still“, erzählt Bold. Er bedauert, dass er vielen absagen musste oder auf hinterlassene Nachrichten von Interessenten nicht mehr reagieren konnte. „Wir sind von dem großen Andrang doch etwas überrollt worden. Die Plätze in den Pendelbussen waren innerhalb weniger Stunden ausgebucht.“
Denen, die einen Platz in einem der beiden Busse ergattern konnten, zu Fuß oder mit dem Mountain-Bike zur Baustelle in den Wald kamen, boten sich zum Teil beeindruckende Bilder: Just am Morgen der Führung nämlich wurde die Anlage am südlichen Kachelbuck mit einem der drei 60 Meter langen Rotorblättern bestückt. Viele waren überrascht, wie schnell der 160 Meter hohe Kran das 14 Tonnen schwere Blatt bis zur Rotornabe hebt – und, dass für den Bau der Flügel neben Glasfasermatten auch Balsaholz verwendet wird. Dank des guten Wetters war auch zu sehen, wie das Rotorblatt von den Arbeitern, die in 140 Metern Höhe ausgeharrt hatten, an die Rotornabe herangezogen und fixiert wurde. Gestärkt durch Brezel, Kaffee und Kuchen konnten die Besucher später auch noch einen Blick in das Innere einer Anlage werfen und dort unter anderem den Fahrkorb inspizieren, der die Techniker ins Maschinenhaus bringt. Viel Platz ist im Aufzug allerdings nicht: „Zwei von meiner Statur haben es schon ziemlich eng“, schmunzelt der groß gewachsene Baustellenleiter des Anlagenherstellers GE Wind Energy , Henning Jellmann, der die Gruppe über die Baustelle führte und das Anlageninnere erläuterte.
Viele der Teilnehmer wollten aber nicht nur schauen, sondern nutzten die Gunst der Stunde, um GE-Mitarbeiter Jellmann und der Projektleiterin von Green City Energy, Lilian Kruse, mit Fragen zu löchern . „Es war wirklich toll, wie wissbegierig und interessiert die Besucher waren“, berichtet Kruse, die extra aus München angereist war. So wollten die Bürger zum Beispiel wissen, ob die Kranstellflächen nach Fertigstellung des Windparks wieder aufgeforstet werden, wie lange der Flügeltransport bis in den Windpark braucht, wie viele Haushalte mit dem prognostizierten Strom versorgt werden können oder ob die 120 Meter Rotordurchmesser nun das Ende der technischen Entwicklung im Bereich Windenergie sei.
Mit den Führungen waren die Teilnehmer rundum zufrieden. „Das war die Anstrengung auf jeden Fall wert", resümiert lächelnd der in Ettenheim wohnende Jonas Meßmer am Ende der Führung. Er war mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern schon um 9 Uhr zu Hause gestartet und zu Fuß auf die Baustelle
gekommen. „Dass man so etwas aus nächster Nähe zu sehen und erklärt bekommt, passiert ja doch sehr selten. Faszinierend für mich war die Geschwindigkeit, mit der die drei Rotorblätter innerhalb eines
Vormittags montiert wurden."
Für all jene, die keinen der Busplätze mehr bekommen haben oder einfach keine Zeit hatten, an der Führung teilzunehmen, gibt es im Herbst dieses Jahres noch einmal die Chance, den Windpark zu besichtigen: Am 9. Oktober 2016 wird ein großes Einweihungsfest veranstaltet, zu dem alle Bürger der Windparkgemeinden eingeladen werden.